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Gears of War 4

Gears of War 4

Das ist ein reines Action-Spiel, wobei die neue Generation von Gegnern so gut sind, dass sie einen etwas mehr in die Defensive zwingen. So wie die ausschweifenden Dialoge...

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Es ist immer etwas besonderes, ein Gears of War. Oder zumindest war das früher so. nach dem zweiten Spiel allerdings verloren so einige wie ich das Interesse. Genau darum war es so gut, dass die Serie nach Gears of War: Judgment eine Pause gegönnt wurde. Nun also Gears of War 4, nachdem wir mit der Ultimate Edition im vergangenen Jahr eine Art Jubiläum gefeiert haben. Nun also das erste neue Gears seit einigen Jahren. Ein neuer Entwickler, aber trotzdem sollte sich alles sehr vertraut für die Fans anfühlen. Es gibt ein gewisses Etwas in der Reihe, das es einfach in keinem anderen Third-Person-Shooter gibt. Das Cover-to-Cover-Gameplay, die direkte, brutale, blutige und zermatschende Action, in der Gears immer am besten war, und genau hier muss auch Gears of War 4 abliefern.

Wie bei fast jedem aktuellen Major-Release gibt's das volle Paket aus Kampagne (optional spielbar mit einem Freund), dem auf Gegnerwellen basierten Koop-Modus Horde 3.0 und einer gesunde Portion Multiplayer (5v5). Für einige wird der Multiplayer der Hauptgang sein, aber wir vermuten, dass die meisten Spieler sich auf die Kampagne und zu einem gewissen Grad auf Horde konzentrieren werden. Gears war immer schon Koop-freundlich gestimmt und es bietet weiterhin die perfekte Art von Spiel, um mit einem Freund einen Abend oder zwei oder drei lang zu spielen - sei es nun online oder offline.

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Die eher schwache neuen Besetzung von Charakteren wirkt noch schwächer, weil wir für einen großen Teil der Kampagne den guten alten Marcus Fenix irgendwie nur hinterherschleppen.
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Die Kampagne beginnt mit ein paar Flashbacks zu vergangenen Zeiten - eine gute Möglichkeit, ein Tutorial interessant zu machen, während es Neulinge in das Geschehen holt und Hintergrund über Charaktere und Setting vermittelt. Nach diesem starken Intro kämpft die Kampagne ein wenig, und es ist dauert bis zum dritten Akt von fünfen, bis die Dinge wirklich interessant werden. Dies ist vor allem dem Hauptfeind geschuldet, den anfangs ist man eher ein Außenseiter im Kampf gegen das neue faschistische Regime, nur um später die wahre Gestalt in Form eines weiterentwickelten und tödlichen Locust-Stamm wiederzuentdecken.

Die eher schwache neuen Besetzung von Charakteren wirkt noch schwächer, weil wir für einen großen Teil der Kampagne den guten alten Marcus Fenix irgendwie nur hinterherschleppen. Es fühlt sich ein bisschen wie beim letzten „Stirb langsam"-Film an, der sozusagen die Fackel an einen jungen McClane weitergeben wollte. Aber selbst wenn wir nicht als Marcus spielen, er fühlt sich immer noch an wie der Herr im Haus, während wir als Rookies mit die Türen eintreten dürfen (und man tritt tatsächlich eine Menge Türen ein in diesem Spiel... lächerlich viele sogar). Kait gefällt mir noch am besten und ganz so wie J. D. hat sie einen Elternteil (in diesem Fall ihre Mutter), deren Präsenz eher zäh ist. Nicht ganz auf dem Niveau von Marcus' Grummeligkeit, aber fast so schlimm. Del fühlt sich sicher wie das dritte Rad, auch wenn er eine lange Geschichte mit J. D. hat und Marcus kennt. Seine Rolle ist es, Witze zu reißen, die das offensichtliche erklären, lange nachdem man es herausgefunden hat.

Es ist einfach, Gears für seine eher klischeehafte Annäherung ans Erzählen zu kritisieren. Ein Teil davon ist tatsächlich genau etwas, das ich an der Serie mag, ähnlich wie bei einem guten Actionfilm an der Oberfläche der Dinge bleiben darf. Aber Gears of War 4 macht den Fehler, uns zu viel von der Erzählung zu geben und dazu viel zu viel Dialoge. Wenn man Marcus zum ersten Mal trifft, fühlt es sich an, als ob sie eine Stunde von Marcus' trockenem Witz in den ersten fünf Minuten unterbringen mussten. Eine absurde Story macht mir nichts aus, ebensowenig unterentwickelte Charaktere, aber das Spiel schiebt diese Sachen ein bisschen zu offensiv in den Vordergrund. Vor allem ganz am Anfang. Kein Zweifel, es ist ein Versuch, die neue Besetzung zu etablieren, aber das ging nach hinten los.

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Während das Gunplay weitgehend gleich geblieben ist (blind feuern, aktives nachladen, aus der Deckung lehnen, usw.), wurde der Nahkampf verändert.

Knarren sind immer ein wichtiger Teil des Gears-Pakets gewesen. Die ikonische Lancer ist natürlich wieder am Start, als Retro-Wumme und in einer moderneren Variante. Den meisten Spaß aber bringen wie immer die fetten Waffen. Die Buzzkill ist der neue Favorit, die bei windigen Verhältnissen auch Curveballs in den Gegnermassen landet. Die Dropshot ist enorm leistungsfähig und sendet ein potenziell sofort tödliches Geschoss über dem Schlachtfeld in einer geraden Linie. Zieht man den Auslöser ein zweites Mal, kommt es runter - mit etwas Geschick nimmt man da ein oder zwei Gegner mit. Es ist schwierig, sie in den Griff zu bekommen. Ich bevorzuge eher traditionelle Waffen wie die Boomer, die Long Shot oder das neue DeeBee-Scharfschützengewehr. Letzteres ist bei weitem die lästigste Waffe in den Händen des Feindes. Die unterschiedlichen Waffen zwingen einen zu Aktion und Bewegung in einer Art und Weise, dass nicht alle Gefechte wie in einem traditionellen Gears wirken.

Während das Gunplay weitgehend gleich geblieben ist (blind feuern, aktives nachladen, aus der Deckung lehnen, usw.), wurde der Nahkampf verändert. Wir können nun einen Gegner aus der Deckung zerren und mit dem Kampfmesser über ein Quicktime-Event töten. Wir können auch in Richtung einer Deckung rennen, drüberspringen und einen Gegner treten und betäuben, bevor man den tödlichen Schlag setzt. Ich bin kein großer Fans von Knopfdrücken für irgendwelche Aktionen, da es den Spielfluss unterbricht. Aber es passt gut zu den etablierten Nahkampf-Spielmechaniken von Gears.

Wir erwähnt gibt es etwas viel Erzählung und zu gesprächige Charaktere im Vergleich zum früheren Treiben, aber das ist nicht der einzige Grund, warum die Kampagne erst nach den ersten zwei Akten Fahrt aufnimmt. Zu Beginn des Spiels kämpfen wir gegen Roboter. Und während sie ziemlich ähnlich wirken wie Locust (und es gibt sogar einige interessante fliegende Roboter), bleibt ein Gefühl der Unzufriedenheit, wenn man einen Roboter in einen explodierenden Haufen Schrott verwandelt. Zumindest im Vergleich dazu, einen Clip in einen fleischigen Außerirdischen zu entleeren. Es ist erst der Kampf gegen den wirklichen Feind, mit dem Gears of War 4 sein Potenzial erreicht.

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Optisch ist Gears of War 4 manchmal wirklich absolut atemberaubend schön.

Optisch ist Gears of War 4 manchmal wirklich absolut atemberaubend schön. Es ist nicht perfekt, es gibt ein paar Flecken hier und da. Reflektionen und Beleuchtung, die nicht passt, dazu Clipping und eigenartige Texturen-Pop-ups. Die größere Abhängigkeit von realer Physik, insbesondere in windigen Abschnitten, sorgt auch für einige lustige oder absurde Momente. Das alles passiert in einem sehr geringen Umfang, fällt aber stark auf, weil der größte Teil des Spiel sehr poliert ist. Die Liebe zum Detail ist an manchen Orten enorm, darum enttäuscht es umso mehr, dass einige andere Abschnitte uninspiriert und langweilig sind. Je länger man spielt, umso mehr Rost, Metall und Substanz gibt es überall. Ich will auch mal auf die brillante Arbeit hinweisen, die in die Präsentation, die Menüs und den Pause-Bildschirm geflossen sind. Das ist fantastisch, modern und trotzdem ganz im Einklang mit den Vorgängern.

In diesen Tagen bieten Action-Spiele selten Kampagnen, die mehr als zehn Stunden lang sind - und auch Gears of War 4 macht da keine Ausnahme. Trotz einiger Set-Pieces, die im Grunde ein paar Runden Horde plus ein bisschen Rumlaufen und Labern sind, kann man das gemeinsam mit einem Buddy durchblasen an einem Wochenende und wird noch viel Zeit für andere Sachen haben. Solo geht alles ein wenig langsamer, weil einige Bosse und Set-Pieces deutlich mit Koop im Hinterkopf konzipiert wurden. Einige Kapitel sind länger als andere, was eine schöne Achterbahnfahrt generiert, weil man nie weißt, wie lange jeder hektische Abstieg oder langsamer Aufstieg sein wird. Aber während es einige atmosphärische Momente sind, würden ich nie so weit gehen zu sagen, dass es irgendwelche Momente gibt, die Survival-Horror ähneln. Das ist ein reines Action-Spiel, wobei die neue Generation von Gegnern so gut sind, dass sie einen etwas mehr in die Defensive zwingen. Insgesamt bin ich zufrieden, aber nicht begeistert von der Kampagne von Gears of War 4. Aber es ist nur ein Teil des Pakets.

Das ist noch der Horde-Modus, in dem wir Wellen von KI-Gegner abwehren müssen. Die greifen als eine Mischung aus den Basis-Robotern der frühen Kampagne bis zu den stärker Mitglieder des Schwarms an. Wir können zusätzliche Hilfsmittel herstellen und erspielte Credits für Wachen und Barrieren einsetzen. Die Karten sind sehr offen, so dass wir darüber nachdenken müssen, wo was platziert oder eingesetzt wird. Horde 3.0 ist ziemlich gut gemacht und bietet eine reiche Progression, die mit dem REQ Pack-artigen System verbunden ist. Die Boni scheinen im Versus-Modus nur kosmetisch zu sein, aber in der Horde können wir alles mögliche um fünf Klassen verbessern. Hier kann man viel Zeit verbringen in der Gesellschaft von guten Freunden.

Der Versus-Modus bietet sechs Modi einschließlich Standards wie Team Deathmatch, Warzone und King of the Hill, mit etwas mehr einzigartige Sachen wie Arms Race, wo alle drei Kills die Waffen im Team wechseln. Es ist alles sehr intensiv und gemessen an Kampagne und Horde sind dei Möglichkeiten größer. Ich habe vor allem Team-Deathmatch gespielt aufgrund der begrenzten Mengen von Spielern auf den Servern - darum will ich erst noch ein Weilchen auf Liveservern spielen, um alles final zu beurteilen. Auch wenn das einige anders sehen werden, für mich ist die Kampagne der Hauptteil dieses Spiels, nicht der Multiplayer.

ACHTUNG: Wir ergänzen die Kritik um finale Multiplayer-Eindrücke, sobald wir auf Live-Servern ausgiebig Horde und Multiplayer gespielt haben, um mehr Zeit in den verschiedenen Modi zu verbringen. Sollte das Erlebnis stark von unseren bisherigen Multiplayer-Erfahrungen abweichen, könnte sich die Wertung noch um einen Punkt nach unten zu verändern.

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08 Gamereactor Deutschland
8 / 10
+
Swarm ist toller Gegner, feine Set-Pieces, flüssige Action, fette und spaßige Waffen, gut gemachte Bosskämpfe, schicke Optik, guter Soundtrack, viel Inhalt
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Neue Charaktere eher blass (außer Kait), Roboter als Gegner nicht so gelungen, Kampagne kommt nur langsam in Schwung, Dialoge zu überzogen und umfangreich
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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