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Ghostbusters

Ghostbusters

Passend zum Ghostbusters-Kinofilm veröffentlicht Activision ein Videospiel. Dafür müssten sie eigentlich in die Geisterfalle verbannt werden...

"When there's something wrong, in the neighborhood - who you gonna call?"

Mitsingen, innerlich. Die eingängige Melodie, die einen im Menü begrüßt, lässt mich lächelnd mit dem Kopf im Takt nicken. Da weiß ich noch nicht, dass es das erste und letzte Mal sein würde, dass ich etwas in Richtung Grinsen auf meinem Gesicht sehen würde während des kurzen und abgründig miesen Spielerlebnis in Ghostbusters. In einer Zeit, in der Videospiele zu Filmlizenzen im Schnitt immer besser werden, ist es umso trauriger, dass einige Entwickler und Publisher sie nach wie vor als schnelle und einfache Einnahmequellen behandeln. Da kann man dann ja Dinge wie Spieldesign, Spieltiefe und Struktur vernachlässigen...

Nach dem der Titelsong beendet ist und das Spiel startet, trifft man auf vier glückliche, aber anonyme Geisterjäger. Keiner der Schauspieler aus dem Film ist im Spiel dabei. Das muss jedoch (denke ich noch in meiner Naivität) jetzt nicht unbedingt eine schlechte Sache sein. Es könnte ein wirksames Mittel sein, etwas Originelles zu erschaffen und das Game vom Spiel zu entkoppeln. Junge, hab' ich mit dieses Annahme daneben gelegen! Keiner der Charaktere hat auch nur eine Spur Persönlichkeit, geschweige denn einen Hintergrund. Die Charakterportraits sind so unbemalt wie eine leere Leinwand und das lässt sich ebenso über die rudimentäre Story sagen. Im Prinzip muss man nur ballern und Geister fangen. Punkt. Was gibt es da zu erklären? Die Gesamtmenge der Zwischensequenzen lässt sich auf vier Minuten einleitenden Unsinn eindampfen, gefolgt von sechs Stunden stupider Geisterjagd frei von jeglichem Sinn und Verstand. "Großartig, mehr Fokus auf Gaming", höre ich noch jemanden sagen. Aber nein, es ist nicht gut. Ganz und gar nicht.

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Manchmal haben wir das fragwürdige Vergnügen, versteckte Sammlerstücke zu finden oder müssen mit Hilfe der A-Taste so schnell wie möglich bedeutungslose Quick-Time-Events meistern.
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Wenn man das Wort Ghostbusters sagt, denken viele von uns sofort an Bill Murray und Humor. Das kann man für dieses Machwerk vergessen. Die vier tapferen No-Name-Geisterjäger tun ihr Bestes, aber ihre Witze sind einfach nie lustig. Sie können Geister fangen und abschießen, das war es. Ich fühle ein bisschen mit den Synchronsprechern, die einen miesen Job hatten, den sie wussten vermutlich gar nicht, was für Clowns sie da ihre Stimme leihen mussten. Die Dialoge sind wirklich lächerlich scheußlich, schrecklich verwirrend und fühlen sich immer aus dem Zusammenhang gerissen an. Die Soundkulisse ist zwar insgesamt ganz nett, aber mit der Zeit wird das Geballer doch sehr eintönig.

Die Spielmechanik taugt auch nichts. Das Game ist ein Twin-Stick-Shooter. Wir bewegen die Geisterjäger mit dem linken Stick und feuern mit dem rechten Stick ihre Waffen in Richtung der übernatürlichen Gegner. Wenn wir größeren Dämonen begegnen, müssen wir den Protonenstrahler zücken, um den kaum herausfordernden Kampf zu beenden. Manchmal haben wir das fragwürdige Vergnügen, versteckte Sammlerstücke zu finden oder müssen mit Hilfe der A-Taste so schnell wie möglich bedeutungslose Quick-Time-Events meistern. Die Levelstruktur aus der Hölle gibt es als Sahnehäubchen dazu. Die zehn Level von Ghostbusters sind so verwirrend groß und lassen einen ohne jegliches Gefühl der Orientierung alleine. Den Entwicklern ist es gelungen, eine gottähnliche Frustration von gigantischem Ausmaß zu erschaffen. Die Comic-Ästhetik ist urkomisch generisch, es gab vielleicht zwei Momente, an denen ich das Aussehen der Umgebung angenehm gefunden. habe. Dem Spiel mangelt es an visueller Vielfalt ebenso wie an allem anderen.

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Ich kann ziemlich sicher versprechen, dass niemand dieses Chaos mögen wird, unabhängig davon, was man nun von dem neuen Kinofilm denken mag.
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Wer ein paar verhasste Freunde hat, kann die zum Koop-Zocken einladen und das fiese Spektakel mit ihnen gemeinsam erleben. Der größte Anreiz, dies zu tun, ist einen der kaputtesten Aspekte auszuhebeln. Man sammelt beim Ballern Erfahrungspunkte, die verschiedene Fähigkeiten für die Geisterjäger freischalten. Wer solo spielt, sieht die dann von der KI gesteuerten Begleiter Punkte sammeln, die sie aber nicht zum Leveln nutzen, sondern die vor jedem neuen Level einfach nur ungenutzt zurückgesetzt werden. Am Ende des Tages steht der Solospieler da mit einem stark aufgerüsteten Geisterjäger, während der Rest der Gruppe überhaupt keine Fortschritte gemacht hat. Die sind dann halt Geisterfutter. Also einfach ein paar Freunde einladen, auflevelen, die Freundschaft ruinieren. Aber genug des Negativen, lasst uns darüber reden, was gut an dem neuen Ghostbusters-Spiel ist.

Der Titelsong ist gut.

Ghostbusters ist ein schreckliches Lizenzprodukt ohne Tiefe und Bedeutung mit Spielmechanikfehlern größer als die Schulden der USA. Ich kann ziemlich sicher versprechen, dass niemand dieses Chaos mögen wird, unabhängig davon, was man nun von dem neuen Kinofilm denken mag. Immerhin kostet eine Kinokarte weit weniger als die Hälfte dessen, was dieses Spiel kostet. Also einfach den Film gucken, wenn man etwas neues im Kontext Ghostbusters will.

03 Gamereactor Deutschland
3 / 10
+
Titelsong ist gut
-
miese Levelstruktur und dummes Design, Vielzahl von technischen Unzulänglichkeiten, wenig Spieltiefe, unglaublich monoton
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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