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Dead by Daylight

Dead by Daylight

B-Movie-Horror im Multiplayer bietet das neue Game von Behaviour Interactive - wir waren online unterwegs im Auftrag des Schockens.

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Der Nebel ist dicht, fast erstickend - und wiegt schwer auf den digitalen Schultern. Krähen kreischen, als ich ihnen zu nahe komme und sie flattern in den nebligen Himmel. Ich schauen mich um, will sehen, ob die Störung Aufmerksamkeit auf meine Position gezogen hat. Aber die Küste scheint klar zu sein. Vorerst zumindest. Ich schleiche durch ein zerstörtes Gebäude, näher und näher zum Ziel. Es gibt immer noch keine Anzeichen von Gefahr, so dass ich jetzt den Generator anwerfe. Aber eine Kombination aus Panik und fehlender Konzentration führt dazu, dass der Motor absäuft und blockiert. Der Fehler verursacht einen lauten Knall. Ich weiß, dass mein Jäger nun die genaue Position kennt. Und er wird kommen.

Das Szenario beschreibt ganz gut, auf welcher Idee Dead by Daylight basiert, das neue Horrorsiel von Behaviour Interactive, veröffentlicht von Starbreeze. Es ist kein kompliziertes Spiel. Man muss nur genügend Generatoren zum laufen kriegen und dann einen irgendwo auf der Karte versteckten Ausgang zum Entkommen nutzen, während einen die ganze Zeit ein mysteriöser Mörder jagt, dessen singuläres Ziel es ist, seine Beute an einem Fleischerhaken hängen zu sehen und die Schreie zu genießen. Diese Einfachheit ist in mancher Hinsicht auch die Begrenzung des Spiels, aber es ist eben auch eine Stärke. Denn das Spiel serviert ein sehr gezieltes, kontrolliertes Erlebnis.

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Die Level sind für das unvermeidliche Katz-und-Maus-Spiel gebaut.
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Wer ein Fan von klassischen Horrorfilme ist, wird das hier auf jeden Fall zocken wollen. Denn Dead by Daylight stützt in subtiler und sinnvolle Weise auf die liebgewonnenen Klischees des Genres und ist streckenweise eine wunderbare Homage. Die verliert sich aber nicht nur in Ehrerbietung, sondern lässt einem wirklich das Herz pumpen und holt einen aus dem Sofakissen. Es gan zuletzt wenige Erfahrungen, in denen wir panisch vor einem die Kettensäge schwingenden Psychopathen weggerannt sind, durch Fenster und über Hindernisse sprangen in dem Versuch, das vorzeitige Ende zu vermeiden.

Die Level sind für das unvermeidliche Katz-und-Maus-Spiel gebaut. Die oben genannten Generatoren sind auf den atmosphärische Karten platziert und dazwischen gibt es Ruinen, verfallene Gebäude, landwirtschaftliche Geräte, sogar mannshohe Maisfelder. Jede neue Session sorgt dafür, dass sich die Level zufällig neu strukturieren, so dass man nie genau weiß, was kommt. Es ist nicht immer einfach zu sehen, wohin man geht, aber die Third-Person-Perspektive bedeutet, dass man stets einen angemessenen Überblick der Umgebung hat. Dennoch ist man nie „sicher" aber, und immer, wenn man einen Generator angeworfen hat, warten neue Prüfungen, die immer härter die Aufmerksamkeit zwischen der Aufgabe und den Ereignissen drumherum aufteilen.

Es gibt vier Überlebenden im Team, und deren Zusammenarbeit ist das Ziel des Spiels. Es ist dabei leider eine frustrierende Design-Entscheidung, dass man nicht in einem öffentlichen Spiel mit Freunden unterwegs sein kann, sondern nur in einem privaten Match. Aber man versteht auch, warum das so ist. Als einsamer Mörder durchs Level zu pirschen auf der Suche nach Hinweisen auf den Verbleib der Beute, ist eine Erfahrung für sich. Ein kluger Killer wird sich immer die richtigen Stellen suchen, die unwissenden Opfer einkreisen und, wann immer möglich, das Element der Überraschung nutzen. Man hat als Jäger eine bessere Übersicht, wo alles auf der Karte ist. Es fühlt sich mächtig an, gerade auch im Vergleich zum Überlebenden, der halt einfach schwach und kraftlos wirkt im Vergleich.

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Jede Runde ist zwar anders, aber am Ende nicht so unterschiedlich, dass sich das anfühlt wie ein komplettes und abgerundetes Paket.

In Bezug auf die Modi ist da leider ein deutlicher Mangel an Tiefe, aber es gibt dafür ein überraschend gehaltvolles Unlock-System, mit dessen Hilfe wir die Charaktere anpassen können. Im Moment fühlt es sich so an, als könne es ruhig noch mehr Dinge zu freischalten geben, aber wir rechnen für die Zukunft mit Downloadinhalten. Irgendwie ist auch zu erwarten, dass einige große Horrorlizenzen aus Hollywood an einem gewissen Punkt offiziell im Spiel erscheinen. Und diejenigen, die das nicht tun, werden hoffentlich von Moddern eingebaut.

Jenseits von tendenziell oberflächlichen, kosmetischen Sachen gibt es eine Menge Raum für Dead by Daylight zu wachsen. Mehr Überlebende, mehr Jäger, mehr Level und vor allem auf lange Sicht auch mehr Modi - das braucht das Spiel. Ich mochte dennoch sehr, was ich gespielt haben, auch wenn nach nur wenigen Stunden einiges der Spannung durch Vertrautheit ersetzt wurde - und ein bisschen mehr Abwechslung hätte da schon gut gewirkt. Jede Runde ist zwar anders, aber am Ende nicht so unterschiedlich, dass sich das anfühlt wie ein komplettes und abgerundetes Paket.

Dennoch bietet das Game ein solides Fundament. Behaviour hat eine stimmungsvolle und erschreckende Erfahrung in Handarbeit gemacht, die einen gleichermaßen begeistert wie schicken kann. Im Moment fühlt es sich aber in der Gesamtheit etwa so flach wie einige der Filmvorlagen, die als Inspiration gedient haben. Aber mit weiteren Inhalten und kontinuierlicher Unterstützung könnte sich hier ein echtes Horror-Meisterwerk entwicklen.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
Atmosphäre, umfangreiche Anpassungen möglich, schöne Horror-Homage
-
fehlende Tiefe, zu wenig Modi, zu wenige Spielfiguren
overall score
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