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Homefront: The Revolution

Homefront: The Revolution

Wer den "neuen, heißen Scheiß" erwartet, wird wohl eher enttäuscht werden - aber eine Menge Spaß bringt der Action-Shooter dann doch.

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Dass Homefront: The Revolution nicht die einfachste Entwicklungsgeschichte hinter sich hat, davon werden sicher schon einige Spieler gehört haben. Ich würde diesen Text ja auch lieber damit beginnen, das ursprüngliche Homefront für die frischen Ideen und die Innovationen im Gameplay zu loben - aber ich habe es leider nie selbst gespielt. Alles was mich beim Spielen von Homefront: The Revolution begleitet, ist die traurige Geschichte der Entwickler, die traurige Geschichte des Spiels selbst.

Homefront: The Revolution spielt einige Jahre nach den Geschehnissen des ersten Teils. In der nicht mehr allzu fernen Zukunft hat sich Amerika durch eine Reihe von Umständen in den eigenen Bankrott und damit gleichzeitig in die totale Abhängigkeit ihres Hauptgläubigers manövriert, der Vereinten Koreanischen Republik. Als die Vereinigten Staaten nicht länger in der Lage sind, ihre Schulden zu begleichen, schreiten die selbsternannten Friedenshüter ein und helfen den Bürgern von Nordamerika beim Wiederaufbau. Jedenfalls ist das ihre Version der Geschichte.

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Homefront: The RevolutionHomefront: The Revolution
Wer ganz zielstrebig durch die Story rennt, wird für das Spiel etwa 15 bis 20 Stunden benötigen.
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Die Story wird von feuchtem Patriotismus und starren Charakteren getrieben, Wendungen und Stolpersteine der Revolution laufen daher nach klassischem Muster ab. Wir schlüpfen in die Rolle von Ethan Brady, einem neuen und sehr athletischen Rekruten der Revolution. Unser wortkarger Schützling hat diese heldengleichen Eigenschaft stets genau das zu machen, was ihm gerade befohlen wird. In letzter Zeit finde ich es zunehmend schwieriger, Atmosphäre und Story in einem Spiel zu genießen, wenn der Protagonist derart charakterlos bleibt. Aber wenigstens wirbt Homefront: The Revolution nicht damit, spielerische Freiheit vorzugaukeln.

Die militärische Präsenz ist eines der zentralen Themen des Spiels. Homefront: The Revolution spielt im vom anhaltenden Krieg zermürbten Philadelphia. Die Stadt wurde in verschiedene Distrikte eingeteilt, die den Grad der Kontrolle über dieses Segment widerspiegelt. Rote Zonen sind für Zivilisten strengstens verboten, da diese Bereiche der Stadt nahezu komplett zerstört wurden. In den gelben Distrikten leben die Überlebenden zusammengepfercht unter strenger Aufsicht der KVA. Für die meisten Menschen verläuft das Leben dort recht geordnet. Doch hinter dieser Fassade herrscht Polizeigewalt und Willkür. Indem wir gegen diese Missetaten vorgehen, öffnen wir die Augen unserer Mitbürger, die sich daraufhin ebenfalls zur Wehr setzen und sich der Revolution anschließen. Durch unsere Aktionen verändern wir die Stimmung in den Gebieten und die Atmosphäre auf der Straße.

Die Segmente von Philadelphia sind mit Aufgaben, Sammelobjekten und Missionszielen gefüllt. Wer ganz zielstrebig durch die Story rennt, wird für das Spiel etwa 15 bis 20 Stunden benötigen. Doch dank der vielen Nebentätigkeiten ist natürlich noch wesentlich mehr drin. Die einzelnen Gebiete von Philadelphia sind umfangreich und abwechslungsreich, was jedoch nicht über die mangelnde Vielfalt der Missionstypen hinwegtäuscht. Die Größe der Weltkarte ist trotzdem bemerkenswert und verspricht Entdeckerfreude, auch weil sich Philadelphia optisch durchaus vielversprechend präsentiert. Homefront: The Revolution wird aber nicht der hübscheste Vertreter der Cryengine werden, außerdem ist die aktuelle Version alles andere als fehlerfrei.

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Homefront: The RevolutionHomefront: The Revolution
Auf den ersten Blick wirkt der Titel wie eine Mischung aus sich gut verkaufenden Ideen.

Da die Besetzer den Revolutionisten militärisch wie technologisch überlegen sind, setzen die Aufständischen Guerilla-Taktiken und Überlebenstricks ein. Unsere Waffen lassen sich schnell und unkompliziert an die jeweilige Situation anpassen, das simple Loot-System gewährt ein bisschen spielerische Freiheit. Mit selbstgebauten Sprengsätzen, Brandbomben und Silvesterknallern gehen wir gegen stark verteidigte Militärfestungen und Drohnennester vor. Werden Gegner alarmiert, genügt es meist, sich eine Weile aus dem Sichtradius der Feinde zu halten, damit sich die Situation wieder normalisiert. Die Schießbuden-KI erlaubt zwar auch direkte Vorgehensweisen, aber spätestens ab der Hälfte des Spiels zieht der Schwierigkeitsgrad deutlich an. Die Herausforderung kommt jedoch vor allem dadurch, dass feindlicher Nachschub zufällig im Gebiet spawnt und eventuelle Rückzugswege versperrt.

Der eigentliche Kritikpunkt am Spiel ist der unsteten Entwicklungsgeschichte geschuldet. Eine Konzeptidee sollte nicht der Baustein eines Spiels sein, der dann endlos erweitert und modifiziert wird. Bei Homefront: The Revolution ist offenbar jedoch genau das passiert. Auf den ersten Blick wirkt der Titel wie eine Mischung aus sich gut verkaufenden Ideen: der zentrale Gedanke von Überwachung und Guerilla-Angriffen erinnert mich an Watch Dogs, die Parcour-Elemente an Dying Light, die Waffentechnik und das Mod-Menü an Crysis oder Far Cry. Spieler werden viele Facetten des Games aus anderen Titeln (er-)kennen und das ist natürlich nicht nur schlecht. Aber durch den hohen Anteil an fremden Bestandteilen verliert Homefront: The Revolution das grundlegende Alleinstellungsmerkmal.

Trotz allem macht das Game eine Menge Spaß. Zu sehen, wie sich das Volk von Philadelphia gegen das Regime der KVA auflehnt, ist super illustriert worden. Die vielen Gameplay-Facetten erzeugen einen postapokalyptischen Sandkasten, der sich sehr eng an aktuellen Action-Spielen orientiert und einige der besten Facetten des Genres miteinander verbindet. Wer den "neuen, heißen Scheiß" erwartet, wird von Homefront: The Revolution allerdings wohl eher enttäuscht werden. Doch wer den Titel mit einigem zeitlichen Abstand betrachtet, der wird ganz unweigerlich von der Revolution mitgerissen werden und Philadelphia als Aufständischer zum verdienten Finale führen.

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07 Gamereactor Deutschland
7 / 10
+
atmosphärisches Setting, Philadelphia ist vielseitig und groß, Unmut der Bevölkerung wird authentisch dargestellt, übersichtliches Crafting-System
-
überzogene Charaktere, Schadensfeedback oft ungenau, kaum denkwürdige Momente
overall score
ist die Durchschnittswertung von Gamereactor. Wie hoch ist eure Wertung? Die Durchschnittwertung aller Gamereactor-Redaktionen wird aus den Wertungen in allen Ländern erhoben, in denen es lokalen Gamereactor-Redaktionen gibt

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