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Playstation VR: kaufen oder nicht?

Wir haben seit einer Woche die fertige Verkaufsversion des VR-Headsets von Sony unter die Lupe genommen?

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Sony steigt schlussendlich in den Ring für den Weltmeisterschaftskampf um die VR-Krone und wandelt auf den Spuren von bemerkenswerten Headsets wie HTC Vive und Oculus Rift. Sony hat weltweit 40 Millionen VR-bereite PS4-Konsolen in Wohn- und Jugendzimmern stehen und dazu die Unterstützung einer Reihe von Erst- und Drittentwicklern. Playstation VR geht in den Verkauf ab dem 13. Oktober, es ist vergleichsweise preisgünstig und es kommt mit einem soliden Line-up an Starttiteln. Aber die großen Fragen sind: Muss man es jetzt kaufen oder nicht? Und ist es hier, um zu bleiben?

Wir würden lügen mit der Behauptung, darauf eine sichere Antwort zu kennen. Das PSVR-Headset startet mit einer guten Auswahl von Titeln, die eine Reihe von Virtual-Reality-Erfahrungen und eine Vielzahl von Geschmäckern bedienen. Es hat auch den deutlichen Vorteil, die billigste der drei großen Alternativen zu sein, die man als anspruchsvoller VR-Fan aktuell hat. Wobei die Sache mit dem Preis ein bisschen komplizierter ist, wenn man nicht alle nötigen Dinge für eine umfassende Erfahrung besitzt - aber dazu später mehr. In jedem Fall schwebt über allem Sonys beeindruckende Erfolgsbilanz in der Herstellung ausgereifter Hardware, die sicherlich einen Einfluss auf diese Generation der Technologie hat und auf mögliche zukünftige Version von PSVR haben wird. Kurz gesagt: PSVR hat viel Positives zu bieten.

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Playstation VR: kaufen oder nicht?Playstation VR: kaufen oder nicht?
Sony einen guten Job gemacht, das Headset ist elegant gestaltet und sieht futuristisch aus.
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Aber: Ist es genug? Wie schon bei HTC Vive und Oculus Rift gilt der generelle Vorbehalt, dass Virtuelle Realität schlicht nicht jedermanns Sache ist. Einigen wird einfach unwohl unter den Headsets, egal ob die technische Qualität die virtuelle Seekrankheit weitgehend minimiert. Nicht jeder hat einen Magen aus Stahl.

Lest hier die Gadget-Kritik zu PSVR und Kritiken zu einzelnen Games:

Batman: Arkham VR
Battlezone
Driveclub VR
Here They Lie
Hustle Kings VR
Super Stardust Ultra
Until Dawn: Rush of Blood

Vorweg auch ein Blick auf den Inhalt der Box. Die Basisversion enthält neben Kleinkram für 399 Euro das Headset, eine zusätzliche Prozessoreinheit, ein Bündel von Kabeln, In-Ear-Kopfhörer, eine Demo-CD mit acht Demos und den Zugang zu Playroom VR (obwohl das zum Zeitpunkt des Schreibens noch nicht zum Download bereit stand). Der Kauf dieses Headsets allein bedeutet allerdings nicht, dass man nun bereit für VR an der PS4 ist. Zumindest nicht komplett. Man braucht eine Playstation 4-Kamera (rund 60 Euro für das neue Modell) und idealerweise auch ein Paar Move-Controller (rund 90 Euro). Manche haben diese Sachen noch von früher. Aber wer alles kaufen muss, kommt preislich viel näher in Richtung nächster Wettbewerber namens Oculus Rift. Wobei man für die Rift immer einen eher 1000 Euro teueren PC braucht. Mit den 399 Euro kann man also nicht einfach so komplett in die VR eintauchen. Und außerdem hat man ja "nur" Playroom VR und die Demo-Disc. Das Gegenargument sind die relativ geringen Kosten für die Hardware im Vergleich zu einem VR-fähigen PC.

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Das PSVR-Headset kommt dennoch etwas weniger luxuriös rüber als seine beiden PC-Konkurrenten. Aber hat Sony einen guten Job gemacht, das Headset ist elegant gestaltet und sieht futuristisch aus. Es ist leicht, robust und es fühlt sich besser geeignet für den Gebrauch im Wohnzimmer an als Oculus Rift oder HTC Vive es sind. PSVR ist recht komfortabel, mit zwei weichen gummibeschichteten Platten - eine auf der Stirn, die andere auf der Rückseite - die eine bequeme Passform generieren. Es gibt ein Drehrad auf der Rückseite, um das Headset etwas fester zu fixieren. Und wir können es für den Komfort mit den Rückenriemen niedriger ziehen. Ein Button, der unten am Visier platziert ist, ermöglicht es, den Bildschirm näher vor die Augen zu schieben. Einfach gesagt ist das Headset elegant gestaltet, ein gut gemachtes Stück Hardware - und seine geschwungene Form und das auffällige Finish sorgen dafür, dass es dass auffälligste Top-VR-Headset ist, auch wenn es sich nicht so High-End anfühlt wie die Konkurrenten.

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Ob nun mit Brille oder ohne, es ist ein weiches Gummigehäuse um die OLED-Displays gezogen, so dass man fast immer in ausreichend immersiver Dunkelheit sitzt.

Auch für Brillenträger ist Playstation VR recht komfortabel, wird aber nach einer längeren Sitzung schon spürbar unbequem. Das Headset drückt auf die Gläser, drückt sie herab oder bewegt das Gestell, während man spielt. Man muss regelmäßig nachjustieren, um einen optimalen Komfort zu halten. Es ist nicht ideal, aber das Headset funktioniert auf jeden Fall mit Brille - und das sollte Brillenträger nicht abschrecken. Ob nun mit Brille oder ohne, es ist ein weiches Gummigehäuse um die OLED-Displays gezogen, so dass man fast immer in ausreichend immersiver Dunkelheit sitzt. Ich war anfangs besorgt, dass das Gummi einen nach längerer Spielzeit verschwitzt zurück lässt, aber das war kein großes Problem, wenn die Raumtemperatur stabil war. Gelegentlich aber beschlug der Screen von innen ein wenig, wenn die Haut länger wärmer als normal war.

In Anbetracht des Preisunterschiedes überrascht es nicht, dass die Gesamtqualität des VR-Erlebnisses weniger bietet als das, was man auf dem PC bekommt. Die 1920 x RGB x 1080 Pixel starken OLED-Bildschirme sorgt für weniger Pixel pro Auge als bei der Konkurrenz (wenn man allerdings die Subpixel zählt, hat die PSVR die Nase rechnerisch vorne), aber der größte Nachteil ist eigentlich aktuell der Mangel an Kraft der PS4-CPU. Alles, was visuell kompliziert aussieht, wirkt automatisch altbacken. Es wird interessant sein zu sehen, was die PS4 Pro hier leisten kann (HDR-Bilder wird sie jedenfalls nicht prozessieren können, denn die zusätzliche Prozessoreinheit kann zwar 4K-Inhalte durchschleifen, die HDR-Signale aber nicht). Die 120Hz (und manchmal auch 90Hz) Bildwiederholfrequenz sorgt für eine reibungslose Erfahrung. Alles, was ich bis dato gespielt habe, lief weich und rund. Das Sichtfeld bietet nur relativ schmale 100 Grad, aber das war gefühlt kein Problem. Das 3D-Audio funktioniert gut und fügt dem Spielgefühl des Eintauchens in Kombination mit den mitgelieferten In-Ears eine schöne Ebene hinzu.

Am meisten beeindruckt hat mich das Head-Tracking, das den Bewegungen des Kopfes toll folgt und sie in den virtuellen Raum übersetzt. Tatsächlich gibt es bestimmte Titel wie VR Luge, Danger Ball oder Headmaster aus Playstation VR Worlds, die sich allein auf das Head-Tracking für die Spielsteuerung verlassen. Das funktionierte wirklich gut. Die einzigen Probleme gab es beim Tracking des Controllers bei bestimmten Spielen in manchen Situationen, wo wir uns im Randbereich des Spielraum bewegen mussten - und der Dualshock 4-Controller schlicht aus dem Blickfeld der Kamera verschwand. In manchen Fällen sind Move-Controller eine Option, aber das kann man nur von Fall zu Fall entscheiden. Die Mehrheit der aktuell verfügbaren Software ist Dualshock-kompatibel. Die Move-Controller sollte man nur nutzen, wenn dass Spiel es wirklich einfordert. Selbst Until Dawn: Rush of Blood hat mit dem Dualshock 4 rein technisch betrachtet großartig funktioniert.

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In nicht allzu weit entfernter Zukunft werden wir auf diese Technologie zurückschauen und es wird aussehen, als ob wir uns einen VHS-Rekorder vor das Gesicht geschnallt haben.

Wir dürfen aktuell noch nicht über das gesamte Software-Line-up schreiben, aber man sollte sich bei VR-Spielen mehr noch als sonst ganz genau anschauen, was sie bieten, um einschätzen zu können, ob einem das gefällt oder nicht. Der informierte Kauf ist im Kontext VR wichtiger als je zuvor - und das gilt von der Hardware bis zur Software. Ein Schlüssel ist die mitgelieferte Demo. Die acht Demos bieten meist Inhaltehäppchen von weniger als fünf Minuten, kleine Kostproben davon, wie einzelne Spiele und Konzepte funktionieren. Es wird jedoch nicht nur VR-Spiele geben, die wir über das Headset spielen können. Wir können Filme über einen Bildschirm im Inneren des Headsets schauen und sogar Nicht-VR-Spiele auf die gleiche Weise spielen. Das Betrachten eines Films über das Headset geht in Ordnung, während der Angriff auf den Todesstern in Star Wars Battlefront bereits nach kurzer Zeit deutlich immersiver und intensiver rüberkam. Ich werde das jetzt nicht immer mit dem Headset spielen (schon nicht wegen der Auflösung), aber es ist ein Feature, das ich im Auge behalte.

PSVR ist also ein gutes, robustes Stück Hardware von guter Qualität. Das elegante Design gibt's natürlich mit dazu. Dennoch komme ich nicht umhin zu denken, dass ich in nicht allzu weit entfernter Zukunft auf diese Technologie zurückschaue und es wird aussehen, als ob ich mir einen VHS-Rekorder vor das Gesicht geschnallt habe (wobei das Problem aktuell natürlich alle VR-Headsets haben und die HTC Vive dabei am schlechtesten wegkommt). Ich kann es kaum erwarten, ein VR-Headset im Geordi La Forge-Stil als leichten Visor mit ultrahoher Auflösung aufzusetzen. Aber das ist noch die Zukunft, wir müssen das Hier und Jetzt einordnen.

Playstation VR bietet einen solides Startangebot und das Versprechen von mehr als fünfzig Games bis Ende des Jahres. Es bietet eine smoothe VR-Erfahrung und obwohl die Grafik rein visuell etwas altbacken aussieht, war die Gesamterfahrung sehr positiv. Die Frage ist nun: kaufen oder nicht? Nun, wir können das nicht abschließend beantworten, da VR insgesamt so unglaublich subjektiv ist und die Investition selbst bei Playstation VR noch beträchtlich. Es ist sicherlich eine vernünftige Taktik, vielleicht noch etwas zu warten, was ohnehin einfach sein dürfte, wenn man bedenkt, dass die erste Welle von PSVR-Headsets sowieso bereits ausverkauft ist. Wie Vive und Oculus gehört PSVR zur ersten Generation der Mainstream-Consumer-VR-Headsets. Die Teile sind klobig, die Auflösungen noch nicht optimal und der Preis eher hoch. Aber, und es ist ein großes ABER, das Thema VR ist spannend und fühlt sich immer noch wie etwas echt Neues für interaktive Unterhaltung an. Es ist rau an den Kanten, bei weitem nicht perfekt, aber da immer mehr Entwickler mit der virtuellen Realität experimentieren, werden immer mehr spannende Erlebnisse entstehen. Und vielleicht ist dort auch die Killer-Applikation dabei, die aktuell noch fehlt. Es bleibt fraglich, ob genug Leute an Bord zu bekommen und diese noch junge Technologie intensiv genug nutzen werden, um weiter zu experimentieren.

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